Mittwoch, 16. Mai 2012

Die verstrickte Dienstagsfrage 18/2012

Das Wollschaf fragte am 01. Mai 2012:  
Alles Stricken beginnt mit dem Maschenanschlag. Dank Internet haben sich unsere Möglichkeiten für den Beginn eines Strickprojekts fast unüberschaubar erweitert. Einfaches Aufschlingen mit einem Faden, Kreuzanschlag, doppelter Kreuzanschlag, Italienischer oder runder Maschenanschlag, aufgestrickter Anschlag, aufgehäkelter Anschlag, offener Anschlag. Und noch einige exotischere Varianten: Channel Island Cast-On, türkischer Maschenanschlag, Magic Cast-On ... Das ist nur eine Auswahl, die von virtuosen Strickerinnen sicher reichhaltig ergänzt werden kann.
Welchen Maschenanschlag verwendest du am häufigsten oder am liebsten?
Vielen Dank an Michaela für die heutige Frage!

Das ist eine schöne Frage, denn sie entspricht meinem Naturell, alles ordentlich aufzulisten. Ich habe schon einige Anschläge versucht und manche gefallen mir gut, und wenn ich mich erinnern möchte, wie der nochmal ging, dann suche ich meine Projekte bei Ravelry durch. Heute habe ich Gelegenheit, alle aufzuschreiben und zu verlinken. Toll!

Also zuerst ist da der Kreuzanschlag, den ich so von Mutter oder Großmutter gelernt habe und bisher für den allergrößten Teil meiner Projekte verwendet habe. 
Vorteil: man kann beim Anschlagen auch mal eine Pause machen, ohne durcheinanderzukommen. Es geht schnell, ich kann die erste Reihe sehr gut abstricken 
Nachteil: man kann die Fadenlänge schlecht abschätzen und es ist mir zu fummelig, die notwendige Länge vorher zu ermitteln, bspw. durch Umschlingen meiner Nadeln...
Dann zeigte mir eine Freundin den italienischen Maschenanschlag. 
Vorteil: sieht super aus und ist herrlich dehnbar, geht (bei mir) auch schnell 
Nachteil: braucht viel Konzentration (ich komme ständig durcheinander), ist etwas fummelig (man darf nicht durcheinanderkommen), die erste(n) Reihe(n) sind etwas anstrengend. 
Beispiele: Den habe ich z.B. für diverse Mützen verwendet. (Aventica hat, Pacolana hat)

Dann habe ich mal einen schön dehnbaren Anschlag gesucht, da bin ich unter "very stretchy cast-on" bei youtube fündig geworden.

Vorteil: ist wirklich sehr dehnbar und prima für 2re-2li-Bündchen geeignet  
Nachteil: etwas umständlich und die erste Reihe ist wahnsinnig schwer zu stricken, weil die Maschen so eng auf der Nadel liegen. Ich würde vermutlich den Anschlag mit einer dickeren Nadel machen und vor dem ersten Stricken auf eine dünnere ziehen (geht ja prima mit auswechselbaren Nadelspitzen)


Beispiele: Ear warmer, Dynamo hat

Und als ich mich während einer Zugfahrt mal abmühte mit o.g. Methode hat mir eine strickende Mitfahrerin gezeigt, wie man durch einfache Schlingen anschlagen kann. Ich nehme an, es handelt sich um das "Aufschlingen mit einem Faden", das fand ich herrlich simpel.
Vorteil: Sehr einfach  
Nachteil: Erste Reihe läßt sich schwer stricken. Optisch nicht so ansprechend.
Beispiele: Bingo Success

Für einen quergestrickten Rock (Lanesplitter) habe ich mich für die Variante mit provisorischem Maschenanschlag entschieden. Da ich in dem Moment leider weder Internet noch Fachliteratur zur Verfügung hatte, habe ich improvisiert und einfach den Faden wie Achten um und zwischen zwei Nadeln hindurch geschlungen. Das ging prima.
Vorteil: schnell, man hat Maschen auf zwei Nadeln und kann auf einer Seite stricken und beispielsweise mit den stillgelegten Maschen der anderen Seite ein Bündchen anstricken oder (wie im obigen Fall) eine Naht im Maschenstich schliessen (unsichtbar!!) 
Nachteil: Ich kam mit den Enden nicht klar, die konnte ich nicht fixieren, die hingen erstmal locker rum und ich hatte weite Maschen, ging aber später sehr gut. 

Beispiele: Lanesplitter dress,
Und dann habe ich noch eine andere Variante des provisional cast-on probiert, die auf einer Luftmaschenkette basiert. Ich habe sie bei Wendys generic toe-up sock pattern gefunden. 
Vorteil: leicht zu zählende Maschenzahl. Man beginnt mit einer Luftmaschenkette aus Kontrastgarn, aus der man sich die "Maschen" holt und die erste Reihe wird mit dem tatsächlich zu verwendendem Garn gestrickt, was sehr gut geht.
Nachteil: Manchmal zieht sich die LM-Kette allein auf, muss also fixiert werden. Manchmal gerät man "zwischen die Fasern" und dann muss geschnitten werden, wenn die LM-Kette entfernt wird. Ist aber kein Drama.
Beispiele: Ireland socks und andere...

Und ich bin sehr gern bereit, noch andere Anschlagmethoden zu lernen und werde sicher mal bei youtube stöbern, was unter den oben genannten zu verstehen ist.




 

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